Unter der Überschrift „Den Schwächsten eine Stütze sein /Auch Obdachlose in Regensburg und der Region sind von den Auswirkungen der Coronakrise stark betroffen“ widmet die Mittelbayerische Zeitung vom WE (20.2.21) gleich eine ganze dreiviertel Seite den Obdachlosen . Super ? Leider nein.
Tatsächlich kommen die Obdachlosen im Artikel nur als Objekt privater Wohlfahrt vor. Es wird – wie meistens in der MZ – nur über sie geschrieben. Sie werden zu ihrer Situation , und was sie brauchen , null selbst befragt. Noch ist sonst eine nennenswerte Information über ihre Lage enthalten.
Stattdessen wird aufgezählt, was alles tolles für sie, und von wem, getan wurde: Es gab Weihnachtsfresspakte ! Die durften sie vor dem Obdachlosenasyl in beheizten Pavillons essen ! Und es wurden von ihnen Weihnachtswünsche wie warme Kleidung, gebrauchtes Handy u.ä. eingesammelt und möglichst erfüllt.
Obdachlose brauchen ein zu Hause , anstatt Almosen !
Dass finde ich: jämmerlich !
Obdachlose leben auf der Straße und von der Straße. Und jetzt auch noch die Corona-Verordnung: Mit ein bisschen Fantasie kann sich jeder Mensch ausdenken, welchen Schrecken es für ihn bedeuten würde, wenn sogar seine Bewegungsfreiheit und seine Kontakte auf der Straße drastisch eingeschränkt werden ! Und wir könnten uns nicht mal in eigene vier Wände zurückziehen.
Tja, Mittelbayerische, was also brauchen Menschen, deren Leben in der Regel auf der Straße stattfindet, in der Corona-Zeit mit ihren Einschränkungen ganz besonders: Richtig, ein Dach über dem Kopf ! Eigene vier Wände !
Genau: Es fehlen die eigenen vier Wände, und nicht ein paar Almosen wohlgesinnter Menschen.
Und was gibt es in dieser Stadt in der Corona-Zeit ganz besonders viel ? Ja genau, es gibt viele leerstehende Pensionen, in die die Stadt die Obdachlosen unterbringen könnte, ja müsste.
Denn, und das fehlt in diesem scheinheiligen Artikel gänzlich:
Auch Obdachlose sind Menschen mit ein paar Grundrechten : Eigene vier Wände !
Auch Obdachlose sind Menschen und haben Grundrechte: Nicht viele, aber immerhin:

Laut der Rechtsprechung der Oberverwaltungsgerichte sind die Kommunen verpflichtet, unfreiwillig Obdachlose, die sich nicht selber helfen können, in eigenen vier Wänden unterzubringen.
Dies wird von Gerichten hergeleitet aus Artikel 6 Bayerisches LStVG in Verbindung mit den Grundrechten im Grundgesetz Art. 1 Menschenwürde, Art. 2 Körperliche Unversehrtheit.
Diese gerichtliche Verpflichtung muss nicht viel sein, nur soviel, wie es in der Notwohnanlage der Stadt in der Aussiger Strasse auch ausschaut : Vier Wände mit einem Klo, einem Kaltwasser-Waschbecken, einem Heizradiator (mangels eingebauter Heizung), einer Steckdose , und zwei Gemeinschaftsduschen im Keller pro Haus.
Und das ist die wirkliche Riesensauerei, über und gegen die die Mittelbayerische meiner Erinnerung nach noch nie geschrieben hat:
Selbst diese minimale Unterbringung verweigert die Stadt vielen Obdachlosen . Konkret: Die Stadt Regensburg verweigert seit x-Jahren immer wieder mit Vorwänden und Hinhalten alleinstehenden Obdachlosen ihr Recht auf eigene Wände. Bis diese aufgeben.
Von daher: Hallo MZ, Du beutest das Schicksal der Obdachlosen aus. Du wirbst scheinbar für ihre Unterstützung , aber das wichtigste, ihr Grundrecht auf Unterbringung in eigenen vier Wänden , das ignorierst du .
Das einzige Interessante , was ich auf einer 3/4 Seite finden kann, ist die Info, dass der Strohhalm e.V. es nun anpackt , vier Appartments für Obdachlose in einem von ihm erworbenen Haus einzurichten . Großer Respekt !
Aber eigentlich ist das die Pflicht der Stadt !
Beim Googeln unter „Obdachlose Regensburg“ stoße ich ja auf eine Vielzahl von tatsächlichen und angeblichen Freunden der Obdachlosen, etwa hier und hier und hier und hier und hier . Aber die wenigsten setzen sich für das Grundbedürfnis der unfreiwillig Obdachlosen nach Wohnung oder wenigstens Notwohnung ein.
Hallo Ihr Freunde der Obdachlosen:
Wo bleibt Euer Eintreten für das Grundrecht der unfreiwillig Obdachlosen auf Unterbringung in eigenen vier Wänden ! Almosen schön und gut. Aber sie ändern nichts am Grundproblem ! Was also wollt ihr wirklich ?
26.2.21
Autor: Otmar Spirk